FIP und die Angst davor….

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02.23.2023

Zusammenfassung

Bei der felinen infektiösen Peritonitis (FIP) handelt es sich um eine Viruserkrankung bei Katzen, welche durch das feline Coronavirus verursacht wird. Verschiedene Verlaufsformen machen die Diagnosestellung schwierig. Bis dato galt die Krankheit als unheilbar, neue Medikamente bringen allerdings Hoffnung.

Ursache

Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine Infektionskrankheit, die durch feline Coronaviren verursacht wird. Eine Mutation dieser Viren bestimmt den Ausbruch der FIP – ist eine Katze also Träger von Coronaviren (bis zu 70 % der Katzenpopulation), heißt dies nicht, dass sie auch an FIP erkranken muss. Die Zahl der Coronavirenträger, die an FIP erkranken, variiert je nach Publikation zwischen 5 und 10 %.

Übertragung und Krankheitsverlauf

Nicht das mutierte Virus, sondern die enteralen Coronaviren werden übertragen. Diese verursachen per se Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall, Fieber). Trägerkatzen scheiden sie mit dem Kot aus, über den Nasen-Rachen-Raum werden diese von anderen Tieren aufgenommen, oft findet diese Übertragung vom Muttertier auf die Welpen statt.

Katzen in Mehrkatzen-Haushalten sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt das mutierte Coronavirus in sich zu tragen. Zum einen liegt dies an den vermehrt vorkommenden unterschiedlichen Virusvarianten und zum anderen daran, dass Stress (zB. Revierkämpfe) zu einer Immunsuppression und somit eher zum Ausbruch der FIP führen kann. Eine gleichzeitig bestehende FeLV- (felines Leukämie-Virus) oder FIV- Infektion (felines Immundefizienz-Virus) kann durch die damit einhergehende Immunsuppression ebenfalls einen FIP-Ausbruch begünstigen.

Prinzipiell können Katzen aller Altersstufen erkranken, prädisponiert sind allerdings 6-24 Monate alte und 14-15 Jahre alte Tiere.

Monozyten und Makrophagen, beides Zellen des Immunsystems, werden in erster Linie vom felinen infektiösen Peritonitis Virus befallen. Wir unterscheiden zwei Formen der Erkrankung – welche davon ausbricht oder überwiegt, ist abhängig von der Immunantwort der Katze. Die feuchte Form entsteht dadurch, dass sich Immunkomplexe (entstehen durch die Reaktion des Körpers auf das Virus) in den Blutgefäßen ansiedeln und zu einer Entzündung (Vaskulitis) führen. Dadurch kommt es zu einer Schädigung der Gefäße und somit zum Austritt von Flüssigkeit in Körperhöhlen wie dem Bauch oder dem Brustraum.

Die trockene Form ist gekennzeichnet durch die Bildung von Granulomen (Produkt von Entzündungszellen) in Organen der Bauchhöhle, der Lunge, den Augen oder im Gehirn.

Symptome

Das klinische Bild variiert stark. Unerklärliches Fieber, Lidbindehautentzündung, Probleme des Atmungstraktes, Durchfall oder chronische Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sind häufige Symptome.

Die feuchte Form zeigt sich durch Flüssigkeitsansammlungen im Bauch (Aszites) und eventuell im Brustkorb (Liquidothorax) was zu Umfangsvermehrung des Bauches und massiver Atemnot führen kann.

Die trockene Form ist eine diagnostische Herausforderung und lässt sich für den Tierbesitzer meist nicht erahnen, da die Krankheitszeichen noch unspezifischer sein können. Chronisches Fieber und das Versagen von Organen sind möglich. Ist das Gehirn betroffen zeigen die Katzen auch zentralnervöse Symptome (Inkoordination, Schwäche, Ataxie, Krämpfe).

Diagnose

Eine FIP-Erkrankung zu diagnostizieren ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Untersuchungen und diagnostischer Tests. Die Krankengeschichte, das klinische Bild, Blutwertveränderungen und Ergebnisse der bildgebenden Diagnostik (Röntgen/Ultraschall) geben entscheidende Hinweise. Vor allem wenn Flüssigkeitsergüsse fehlen, wird die FIP Erkrankung oft spät oder gar nicht erkannt, vor allem wenn die klinischen Symptome unspezifisch sind.

Im Blut können folgende Parameter Hinweise geben: Anämie (Blutarmut), Lymphopenie, erhöhter Bilirubinwert, erhöhter ALT Wert sowie ein niedriger Albumin-Globulin-Quotient. Ein Nachweis von Coronavirus Antikörpern im Blut („FIP Titer“) ist kein Beweis für das Vorliegen einer FIP. Wie eingangs erwähnt macht 70% der Katzenpopulation eine Infektion mit Coronaviren durch ohne, dass der Virus mutiert. Auch neuere Antikörpernachweisverfahren können unzureichend zwischen enteralen Coronaviren und mutierten Coronaviren unterscheiden.

Ein direkter Nachweis der Virus DNA (PCR Test) aus Körperhöhlenergüssen oder befallenem Gewebe (Granulomen, Darmwand,…) ist wesentlich sensitiver und in der Regel beweisend für eine FIP Erkrankung. Bei neurologischen Symptomen kann die Entnahme und Untersuchung von Liquor cerebrospinalis (Gehirnflüssigkeit) notwendig sein.

Therapie

Mit einer symptomatischen Therapie bestehend aus Entzündungshemmer und Immunsuppressiva, können wir zwar in einzelnen Fällen Zeit gewinnen, die betroffene Katze jedoch nicht heilen. Ob eine symptomatische Therapie Sinn macht, muss vom Allgemeinbefinden des Tieres und der damit einhergehenden Lebensqualität abhängig gemacht werden.

Mittlerweile gibt es ein neues antivirales Medikament am Markt, das eine Heilung verspricht. Hierbei handelt es sich um einen Protease Hemmer, der in der Lage ist die Viren zu zerstören. Langzeitstudien haben gezeigt, das Medikament wird und wird erfolgreich angewendet. Das Medikament muss täglich für 12 Wochen verabreicht werden. Eine erste Besserung wird nach 3-5 Tagen erwartet. Derzeit fehlt eine offizielle Zulassung des Protease Hemmers, weshalb das Medikament nicht von Ihrem Tierarzt bezogen oder verabreicht werden kann. Betroffene Tierbesitzer haben sich via Sozialmedia Netzwerken organisiert und sind derzeit Ansprechstelle für die nicht zugelassene Therapie, die jedoch vielversprechend ist. Die korrekte Diagnosestellung und Begleitung der Behandlung muss jedoch stets von Ihrer Tierärztin/ihrem Tierarzt erfolgen. Bleibt zu hoffen, dass der Gesetzgeber auch den Umweg der Medikamentenbeschaffung baldigst beseitigt, damit der gesamte Prozess unter ärztlicher Aufsicht stattfinden kann.

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